Zurück zum Blog

Die perfekte Mieterauswahl: Worauf es wirklich ankommt

Robert Wagner15. Februar 202410 Min LesezeitPraxis-Tipps

Die Auswahl des richtigen Mieters entscheidet über den Erfolg Ihrer Vermietung. Eine sorgfältige Mieterauswahl minimiert Risiken, verhindert Mietausfälle und sorgt für ein harmonisches Mietverhältnis. Erfahren Sie, worauf es dabei wirklich ankommt.

Warum die Mieterauswahl so entscheidend ist

Ein problematischer Mieter kann Jahre der Vermietung überschatten: Mietausfälle, Sachschäden, rechtliche Streitigkeiten oder gestörte Nachbarschaftsverhältnisse sind nur einige der möglichen Folgen. Eine durchdachte Mieterauswahl ist daher die beste Prävention für alle Beteiligten.

Statistik: Über 60% der Vermieterprobleme entstehen durch ungeeignete Mieterauswahl. Eine sorgfältige Prüfung vorab spart Zeit, Geld und Nerven.

Rechtliche Rahmenbedingungen bei der Mieterauswahl

Als Vermieter haben Sie grundsätzlich die freie Wahl bei der Mieterauswahl. Allerdings müssen Sie dabei das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) beachten. Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Religion, Geschlecht, Alter oder sexueller Orientierung ist verboten.

Erlaubte Auswahlkriterien

  • Bonität und Zahlungsfähigkeit
  • Berufliche Situation und Einkommensstabilität
  • Anzahl der Personen im Verhältnis zur Wohnungsgröße
  • Haustierhaltung (bei entsprechender Klausel)
  • Nichtraucherstatus

Verbotene Auswahlkriterien

  • Nationalität oder ethnische Herkunft
  • Religion oder Weltanschauung
  • Geschlecht oder sexuelle Orientierung
  • Familienstand oder Schwangerschaft
  • Behinderung

Die wichtigsten Auswahlkriterien im Detail

1. Bonität und Zahlungsfähigkeit prüfen

Die Zahlungsfähigkeit ist das wichtigste Kriterium. Als Faustregel gilt: Das Nettoeinkommen sollte mindestens das Dreifache der Kaltmiete betragen. Bei unsicheren Einkommensverhältnissen können höhere Sicherheiten verlangt werden.

Einkommensnachweise einfordern:

  • Lohn- oder Gehaltsabrechnungen der letzten 3 Monate
  • Arbeitsvertrag oder Bestätigung des Arbeitgebers
  • Bei Selbstständigen: Einkommenssteuerbescheide
  • Bei Rentnern: Rentenbescheid
  • Bei Studenten: BAföG-Bescheid oder Bürgschaftserklärung der Eltern

2. SCHUFA-Auskunft anfordern

Eine SCHUFA-Selbstauskunft gibt Aufschluss über die Kreditwürdigkeit. Achten Sie auf negative Einträge wie unbezahlte Rechnungen, Kreditausfälle oder laufende Insolvenzverfahren. Der Score sollte über 95% liegen.

Wichtig: Sie dürfen nur eine SCHUFA-Auskunft anfordern, wenn ein berechtigtes Interesse besteht – also erst nach einer ernsthaften Bewerbung.

3. Mietschuldenfreiheitsbescheinigung

Lassen Sie sich vom Vorvermieter schriftlich bestätigen, dass keine Mietschulden bestehen. Diese Bescheinigung ist ein starker Indikator für zukünftiges Zahlungsverhalten.

4. Persönlicher Eindruck beim Besichtigungstermin

Nutzen Sie die Besichtigung, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Achten Sie auf Pünktlichkeit, Höflichkeit und angemessene Kleidung. Wie stellt sich der Interessent vor? Stellt er sinnvolle Fragen zur Wohnung?

Der optimale Auswahlprozess

Schritt 1: Aussagekräftige Anzeige schalten

Eine detaillierte Anzeige mit klaren Anforderungen filtert bereits ungeeignete Bewerber heraus. Erwähnen Sie wichtige Punkte wie Nichtraucher-Wohnung, Haustierpolitik oder Mindesteinkommensanforderungen.

Schritt 2: Vorselektion per Telefon oder E-Mail

Führen Sie eine erste Vorselektion durch, bevor Sie Besichtigungstermine vergeben. Fragen Sie nach grundlegenden Kriterien wie Einzugstermin, Personenzahl und groben Einkommensverhältnissen.

Schritt 3: Strukturierte Besichtigung

Planen Sie ausreichend Zeit für jeden Besichtigungstermin ein. Führen Sie die Interessenten einzeln durch die Wohnung und nutzen Sie die Gelegenheit für ein persönliches Gespräch.

Schritt 4: Selbstauskunft und Unterlagen prüfen

Lassen Sie sich eine vollständige Mieter-Selbstauskunft ausfüllen und fordern Sie alle relevanten Unterlagen an. Prüfen Sie diese sorgfältig auf Vollständigkeit und Plausibilität.

Schritt 5: Referenzen einholen

Kontaktieren Sie bei aussichtsreichen Kandidaten den Vorvermieter oder Arbeitgeber. Ein kurzes Telefonat kann wertvolle zusätzliche Informationen liefern.

Warnsignale erkennen

Red Flags bei der Mieterauswahl:

  • Unwilligkeit, Unterlagen vorzulegen
  • Inkonsistente oder unvollständige Angaben
  • Negative SCHUFA-Einträge oder sehr niedriger Score
  • Häufige Wohnungswechsel in kurzer Zeit
  • Unpünktlichkeit oder unprofessionelles Auftreten
  • Druck für schnelle Entscheidung
  • Angebot von überhöhter Kaution statt Einkommensnachweisen

Spezielle Mietergruppen

Studenten

Bei Studenten ist oft eine Bürgschaftserklärung der Eltern notwendig. Prüfen Sie deren Bonität genauso sorgfältig wie die des eigentlichen Mieters. WG-Tauglichkeit und Lärmverhalten sind weitere wichtige Aspekte.

Senioren

Ältere Mieter sind oft sehr zuverlässig, haben aber möglicherweise besondere Bedürfnisse. Prüfen Sie, ob die Wohnung altersgerecht ist und ob eventuelle Unterstützung durch Angehörige vorhanden ist.

Familien mit Kindern

Familien dürfen nicht diskriminiert werden. Prüfen Sie jedoch, ob die Wohnungsgröße angemessen ist und ob das Umfeld kinderfreundlich ist. Lärmschutz für andere Mieter ist ein berechtigtes Anliegen.

Selbstständige

Bei Selbstständigen sind die Einkommensverhältnisse oft schwankend. Fordern Sie mehrere Jahre Steuerbescheide an und eventuell eine höhere Sicherheitsleistung.

Dokumentation und Absagen

Dokumentieren Sie Ihre Auswahlentscheidung nachvollziehbar. Bei Absagen genügt oft ein kurzer Hinweis, dass die Wohnung anderweitig vergeben wurde. Begründungen können missverständlich sein oder zu rechtlichen Problemen führen.

Profi-Tipp: Bewahren Sie alle Bewerbungsunterlagen für mindestens zwei Monate auf, falls Nachfragen zur Auswahlentscheidung aufkommen.

Die finale Entscheidung

Bewerten Sie alle Kandidaten anhand objektiver Kriterien. Erstellen Sie eine Punkteliste mit den wichtigsten Faktoren: Bonität (40%), persönlicher Eindruck (30%), Referenzen (20%), Zusatzkriterien (10%). So treffen Sie eine fundierte und nachvollziehbare Entscheidung.

Nach der Auswahl: Der Mietvertragsabschluss

Haben Sie sich für einen Mieter entschieden, sollten Sie zeitnah den Mietvertrag abschließen. Vereinbaren Sie klare Termine für Vertragsunterzeichnung, Kaution und Wohnungsübergabe. Eine professionelle Abwicklung zeigt Ihre Seriosität als Vermieter.

Fazit

Eine sorgfältige Mieterauswahl ist zeitaufwändig, aber die beste Investition in eine erfolgreiche Vermietung. Mit klaren Kriterien, strukturiertem Vorgehen und rechtssicherem Handeln finden Sie den idealen Mieter für Ihre Immobilie.

Mieterauswahl professionell abwickeln

MietfixPro unterstützt Sie mit Vorlagen für Selbstauskunft, Checklisten für die Mieterauswahl und rechtssicheren Mietverträgen. Alles digital und DSGVO-konform.

Jetzt kostenlos testen

Über den Autor

RW

Robert Wagner

Experte für Immobilienverwaltung und Mietrecht. Teilt regelmäßig praktische Tipps und Erfahrungen aus der Praxis.

Bereit für die digitale Hausverwaltung?

Testen Sie MietfixPro 30 Tage kostenlos und unverbindlich.

Jetzt kostenlos testen