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Wohnungsübergabe: Die ultimative Checkliste

Peter Müller18. Januar 20246 Min LesezeitPraxis-Tipps

Eine professionelle Wohnungsübergabe ist entscheidend für ein harmonisches Mietverhältnis und schützt vor späteren Streitigkeiten. Mit unserer detaillierten Checkliste führen Sie Einzugs- und Auszugstermine rechtssicher und stressfrei durch.

Warum eine gründliche Wohnungsübergabe so wichtig ist

Die Wohnungsübergabe markiert den Beginn und das Ende des Mietverhältnisses. Eine sorgfältige Dokumentation schützt sowohl Vermieter als auch Mieter vor späteren Missverständnissen und rechtlichen Problemen. Ohne ordnungsgemäße Übergabe können Streitigkeiten über Schäden, Mängel oder die Kaution entstehen.

Rechtlicher Hinweis: Das Übergabeprotokoll ist ein wichtiges Beweismittel vor Gericht. Es sollte sorgfältig und detailliert ausgefüllt werden.

Vorbereitung der Wohnungsübergabe

Terminplanung

Planen Sie ausreichend Zeit für die Übergabe ein – mindestens 1-2 Stunden für eine gründliche Begehung. Legen Sie den Termin zu einer Zeit fest, in der alle Beteiligten entspannt und aufmerksam sind. Vermeiden Sie Termine am späten Abend oder unter Zeitdruck.

Anwesende Personen

  • Bei Einzug: Vermieter/Verwalter, neuer Mieter, eventuelle Zeugen
  • Bei Auszug: Vermieter/Verwalter, bisheriger Mieter, eventuelle Zeugen
  • Empfehlung: Neutrale Zeugen (Freunde, Verwandte) können bei strittigen Fällen hilfreich sein

Benötigte Unterlagen und Hilfsmittel

  • Übergabeprotokoll (mehrere Exemplare)
  • Grundriss der Wohnung
  • Kamera oder Smartphone für Fotos
  • Maßband für Schäden/Markierungen
  • Taschenlampe oder Handy-Licht
  • Stifte und Klemmbrett
  • Kontaktdaten für Notfälle

Checkliste für die Einzugsübergabe

1. Allgemeine Wohnungsdaten dokumentieren

  • Adresse und Wohnungsdetails (Zimmeranzahl, Quadratmeter)
  • Anwesende Personen mit Namen und Kontaktdaten
  • Datum und Uhrzeit der Übergabe
  • Schlüsselanzahl (Wohnung, Haustür, Keller, Mailbox, etc.)

2. Zählerstände ablesen und notieren

  • Stromzähler: Zählerstand und Zählernummer
  • Gaszähler: Zählerstand und Zählernummer
  • Wasserzähler: Warmwasser und Kaltwasser getrennt
  • Heizung: Wenn vorhanden, Wärmemengenzähler
Tipp: Fotografieren Sie alle Zählerstände für zusätzliche Sicherheit.

3. Zimmer für Zimmer begehen

In jedem Raum prüfen:

  • Wände: Risse, Löcher, Flecken, Abnutzungserscheinungen
  • Boden: Kratzer, Flecken, beschädigte Stellen
  • Decke: Risse, Wasserflecken, Verfärbungen
  • Fenster: Funktionsfähigkeit, Dichtigkeit, Beschädigungen
  • Türen: Schließmechanismus, Scharniere, Oberfläche
  • Heizkörper: Funktionsfähigkeit, optischer Zustand
  • Lichtschalter und Steckdosen: Funktionsfähigkeit

Küche zusätzlich:

  • Einbaugeräte (falls vorhanden): Funktionsfähigkeit testen
  • Spüle und Armaturen: Wasserdruck, Dichtigkeit
  • Küchenschränke: Türen, Schubladen, Innenräume
  • Fliesenspiegel: Beschädigungen, lose Fliesen

Badezimmer zusätzlich:

  • Sanitärausstattung: Toilette, Waschbecken, Dusche/Badewanne
  • Wasserdruck und Temperatur testen
  • Fliesen und Fugen: Schimmel, Risse, fehlende Teile
  • Lüftung: Funktionsfähigkeit prüfen
  • Abflüsse: Auf Verstopfungen testen

4. Besondere Ausstattung dokumentieren

  • Einbauküche (falls übernommen): Alle Geräte einzeln auflisten
  • Böden: Parkett, Laminat, Fliesen – Zustand dokumentieren
  • Markisen, Rollläden: Funktionsfähigkeit testen
  • Keller-/Dachbodenabteil: Wenn vorhanden, ebenfalls begehen

Checkliste für die Auszugsübergabe

1. Wohnung vollständig geräumt?

  • Alle Räume komplett leer (auch Schränke, Abstellkammern)
  • Keller und Dachboden geräumt
  • Balkon/Terrasse von persönlichen Gegenständen befreit
  • Müll entsorgt, Mülltonnen geleert

2. Renovierungszustand prüfen

  • Schönheitsreparaturen: Laut Mietvertrag durchgeführt?
  • Wände: Gestrichen in neutralen Farben?
  • Bohrlöcher: Ordnungsgemäß verschlossen?
  • Boden: Gereinigt, eventuelle Schäden repariert?
Achtung: Unrenovierte Übergabe ist nur möglich, wenn dies vertraglich vereinbart wurde oder der Mieter entsprechend länger in der Wohnung gewohnt hat.

3. Reinigungszustand kontrollieren

  • Grundreinigung: Alle Räume gründlich gereinigt?
  • Küche: Einbaugeräte innen und außen, Schränke
  • Bad: Sanitärausstattung, Fliesen, Fugen
  • Fenster: Innen und außen geputzt
  • Heizkörper: Entstaubt und gereinigt

4. Technische Anlagen überprüfen

  • Alle Lichtschalter und Steckdosen funktionsfähig?
  • Heizung ordnungsgemäß funktionsfähig?
  • Wasserleitungen dicht, Wasserdruck in Ordnung?
  • Türschlösser funktionieren einwandfrei?

5. Schlüsselrückgabe dokumentieren

  • Alle Schlüssel vollständig zurückgegeben?
  • Anzahl mit Übergabeprotokoll vom Einzug abgleichen
  • Fehlende Schlüssel: Kosten für Schlossaustausch besprechen

Mängel und Schäden richtig dokumentieren

Genaue Beschreibung

Beschreiben Sie jeden Mangel oder Schaden präzise und messbar:

  • Ort: Welcher Raum, welche Wand/Ecke/Position?
  • Art: Kratzer, Loch, Fleck, Riss, etc.
  • Größe: Maße in Zentimetern angeben
  • Zustand: Alt oder neu, oberflächlich oder tief

Fotografische Dokumentation

  • Übersichtsfotos von jedem Raum
  • Detailaufnahmen aller Mängel und Schäden
  • Referenzobjekt (z.B. Münze) für Größenverhältnisse
  • Datum und Uhrzeit der Fotos festhalten

Kategorisierung der Mängel

  • Normale Abnutzung: Gebrauchsspuren nach mehrjähriger Nutzung
  • Schönheitsreparaturen: Muss der Mieter übernehmen (falls vereinbart)
  • Schäden: Über normale Abnutzung hinausgehend
  • Baumängel: Bereits beim Einzug vorhanden

Das Übergabeprotokoll korrekt ausfüllen

Wichtige Bestandteile

  • Kopfdaten: Adressen, Datum, Beteiligte
  • Zählerstände: Alle Verbrauchszähler
  • Schlüssel: Anzahl und Art
  • Mängelliste: Detaillierte Aufstellung
  • Vereinbarungen: Reparatur-/Renovierungsabsprachen
  • Unterschriften: Aller Beteiligten

Rechtssichere Formulierung

Verwenden Sie klare, eindeutige Formulierungen. Vermeiden Sie Begriffe wie "in Ordnung" oder "gut". Besser sind konkrete Beschreibungen wie "renovierungsbedürftig", "gebrauchstypische Abnutzung" oder "keine Mängel erkennbar".

Profi-Tipp: Lassen Sie sich Zeit beim Ausfüllen des Protokolls. Beide Parteien sollten jeden Punkt verstehen und akzeptieren, bevor unterschrieben wird.

Häufige Streitpunkte und wie Sie sie vermeiden

1. Schönheitsreparaturen

Problem: Unklarheit über den Umfang der erforderlichen Renovierung

Lösung: Bereits im Mietvertrag und bei Einzug den genauen Zustand und die Erwartungen dokumentieren

2. Normale Abnutzung vs. Schäden

Problem: Unterschiedliche Ansichten über vertretbare Gebrauchsspuren

Lösung: Klare Kategorisierung und vergleichbare Referenzbilder verwenden

3. Reinigungsstandard

Problem: Subjektive Bewertung der Sauberkeit

Lösung: Konkrete Standards definieren ("besenrein" vs. "grundgereinigt")

4. Fehlende Schlüssel

Problem: Uneinigkeit über die ursprünglich übergebene Anzahl

Lösung: Bei Einzug exakte Anzahl und Art aller Schlüssel dokumentieren

Nach der Übergabe: Weitere Schritte

Kaution abrechnen

  • Prüfung aller vereinbarten Reparaturen
  • Kostenvoranschläge für größere Schäden einholen
  • Kautionsabrechnung innerhalb von 6 Monaten
  • Restsumme zügig zurückerstatten

Versorger ummelden

  • Zählerstände an Stadtwerke/Versorger melden
  • Bei Auszug: Endabrechnung veranlassen
  • Bei Einzug: Anmeldung in Namen des neuen Mieters

Dokumente archivieren

  • Übergabeprotokoll sicher aufbewahren
  • Fotos digital und analog sichern
  • Belege für Reparaturen sammeln
  • Mindestens 3 Jahre aufbewahren

Digitale Tools für die Wohnungsübergabe

Moderne Vermieter nutzen zunehmend digitale Lösungen für die Wohnungsübergabe. Apps und Software können den Prozess erheblich vereinfachen und automatisch rechtssichere Protokolle erstellen. Vorteile sind bessere Lesbarkeit, automatische Sicherung und einfache Verwaltung mehrerer Objekte.

Fazit

Eine professionelle Wohnungsübergabe ist zeitaufwändig, aber eine lohnende Investition in ein konfliktfreies Mietverhältnis. Mit der richtigen Vorbereitung, einer systematischen Vorgehensweise und detaillierter Dokumentation schaffen Sie die Grundlage für eine vertrauensvolle Vermieter-Mieter-Beziehung.

Nehmen Sie sich die nötige Zeit, seien Sie gründlich und fair – das zahlt sich langfristig für alle Beteiligten aus.

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Über den Autor

PM

Peter Müller

Experte für Immobilienverwaltung und Mietrecht. Teilt regelmäßig praktische Tipps und Erfahrungen aus der Praxis.

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